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Aus dem Kochtopf
Weihnachts-/Christstollen
Was wäre die Vorweihnachtszeit ohne ihre
speziellen Köstlichkeiten. Eine recht deutsche
Spezialität ist der Stollen.
Jedes
Jahr in der Vorweihnachtszeit beginnen die Bäcker und
Konditoren ihr Weihnachtsgebäck zuzubereiten. Dabei
gibt es nicht nur traditionelle Lebkuchen und
Mürbteigplätzchen, sondern auch der Stollen gehört
traditionell auf jede Kaffeetafel im Advent und an den
Weihnachtsfeiertagen.
Was ist ein Stollen überhaupt? Kurz gesagt ist es ein
Hefeteigkuchen mit viel Fett aus Butter und ganz
vielen Trockenfrüchten. Grundsätzlich kann man diesen
Kuchen natürlich das ganze Jahr über backen und
genießen, doch in Deutschland gehört er traditionell
eher in die Weihnachtszeit, weswegen er auch
Weihnachts- oder Christstollen genannt wird.
Die älteste Erwähnung des Wortes Stollen in
schriftlichen Aufzeichnungen stammt aus Nürnberg, wo
es 1329 als weihnachtliches Gebäck Erwähnung fand. Die
deutsche Übersetzung der Urkunde von 1329 stammt
jedoch aus dem 16. Jahrhundert, also ein paar
Jahrhunderte, nach der mutmaßlich ersten Erwähnung. In
besagter Urkunde werden zwei lange Weißbrote aus einem
halben Scheffel Weizen mit Stollen bezeichnet und galt
damals durchaus als luxeriöse Weihnachtsverpflegung.
Die in Nürnberg erwähnte Version hätte somit wenig
Ähnlichkeit mit den Weihnachtsstollen wie wir sie
heute kennen.
Im 17. Jahrhundert, genauer gesagt 1615 brach dann der
Stollenkrieg aus. Damals gab es drei Hochburgen für
den Christstollen, die Städte Naumburg, Torgau und
Siebenlehn. Die Weißbäcker von Siebenlehn waren seiner
Zeit für ihre Stollen weithin bekannt und jeder
Dresdner Ratsherr erhielt aus Siebenlehn zu
Weihnachten zwei Stollen. Es kam wie es kommen musste,
Erfolg zieht Neider und Konkurrenz nach sich und in
diesem Fall zeigten die Meißner Bäcker der Konkurrenz
aus Siebenlehn, was sie von den Siebenlehner Stollen
hielten. Denn die Meißner Bäcker zogen mit
Brandfackeln gegen die Siebenlehner Bäcker zu Felde.
Wenige Jahre später begann der Dreißigjährige Krieg
(1618-1648) und in dieser Zeit gelangte das
Stollenrezept in die kurfürstliche Residenz nach
Dresden und damit zu den ansäßigen Bäckern. Auch die
Dresdner Bäcker beschwerten sich 1636 lautstark über
die Konkurrenz aus Siebenlehn beim Kurfürsten und
erhielten schließlich im Jahr 1648 das Stollenmonopol.
Von da an durften auswärtige Bäcker während des
Striezelmarktes nicht mehr die Stadt betreten.
Gleichzeitig erhielten die Dresdner Bäcker das Recht
das Gebäck den fürstlichen Hof zu beliefern. Damit
begann der Siegeszug der Dresdner Christstollen.
Spätestens mit den Verhandlungen zur Wiedervereinigung
1989/90 setzte man erfolgreich durch, dass "Dresdner
Stollen", "Dresdner Christstollen" und "Dresdner
Weihnachtsstollen" ausschließlich aus dem Raum Dresden
kommen durften, womit ledglich ca. 130 Bäckereien den
Dresdner Stollen entsprechend vermarkten dürfen.
Der Christ- oder Weihnachtsstollen ist dabei ein
brotähnlicher Kuchen, der dick mit Puderzuck bedeckt
wird und somit an das gewickelte Christkind erinnern
soll. Der Hefeteig für diesen Kuchen besteht dabei
hauptsächlich aus Butter, Milch, Ei, Gewürzen und
Trockenfrüchten wie Rosinenen, Zitronat, Mandeln und
andere.
Will man die Rezeptur mathematischer erklären, so wird
für den schweren, also fettreichen und süßen Hefeteig
auf 100 g Weizenmehl, 3ß-60 g Fett in Form von Butter
genommen, 10-20 g Zucker, 20-40 g Flüssigkeit in Form
von Milch, 6-10 g Hefe, 1-15 g Salz und 0-20 g Ei.
Zudem gehören besagte Trockenfrüchte in jeden Stollen,
so dass außerdem 60-100 g Sultanien, jeweils 10-20 g
Zitronat und Orangeat und 20-40 g Mandeln zugefügt
werden. Auch die Verwendung von bis zu 20 g Marzipan
ist möglich. In meiner Familie wird das Trockenobst in
aller Regel über Nacht in ordentlich Rum eingelegt,
wodurch der Stollen saftiger wird. Wenn er dann am
Ende nach langem gehen und backen fertig ist, hält
sich der Stollen theoretisch ewig, richtige Lagerung
vorausgesetzt. Zu viel Flüssigkeit oder zukurze
Backzeiten können die Haltbarkeit negativ
beeinträchtigen und auch wenn der Stollen an der Luft
gelagert wird, besteht die Gefahr, dass die enthaltene
Butter irgendwann ranzig wird.
Im Adventskalender findet ihr ein Rezept für einen
Weihnachtsstollen, zumindest ein vermutetes Rezept,
denn die Dresdner Bäcker und Konditoren hüten
natürlich ihr Rezept wie ein Staatsgeheimnis, aber
durch die Jahrhunderte hinweg haben natürlich stets
Familien Stollen gebacken und diese Rezepte sind
naturgemäß irgendwann niedergeschrieben und zugänglich
geworden, also haltet die Augen auf und sucht fleißig
im Adventskalender nach dem köstlichen Rezept.